Gülem und Tom (1 Namen geändert) bleiben jeden Montagmittag nach Schulschluss noch eine Stunde länger freiwillig in der Schule, um zu lernen und zu üben. Dabei bekommen die Neunjährigen Unterstützung von einer Lernpatin.
Heute haben sie mit Längenmaßen zu tun. 32 Meter Zaun, das Beet ist vier Meter breit – aber wie lang ist es? Die Drittklässler sitzen hochkonzentriert vor der Matheaufgabe, die sie als Hausaufgabe bekommen haben. Zuhause könnte ihnen niemand helfen, allein würden sie lange nach der Lösung suchen oder vielleicht sogar aufgeben. Aber sie haben ihre Lernpatin neben sich, die mit ihnen in den Wochen zuvor das Einmaleins wiederholt und trainiert hat. Die Vierer-Reihe beherrschen Tom und Gülem daher – und tragen eine Acht als Lösung ein. Kinder und Lernpatin freuen sich, dass die Aufgabe nun gelöst ist.
Als die Hausaufgabe fertig gestellt ist, bleibt am Ende der Stunde sogar noch ein bisschen Zeit über den heutigen Schultag zu reden: Was war schön und ist gelungen, gab es auch etwas weniger Erfreuliches? … da hat die Lernpatin sicher einen Tipp aus ihrem Erfahrungsschatzkästchen. Manchmal ist es auch Zeit für ein Lernspiel, um den gelernten Stoff zu festigen.
So oder ähnlich spielen sich jeden Tag an der Grundschule Bernau die Lernpatenstunden nach dem eigentlichen Unterricht ab. In diesen zusätzlichen Stunden gefördert werden ein- oder mehrmals in der Woche Kinder, die aus benachteiligten Verhältnissen kommen oder Förderbedarf in einem bestimmten Bereich haben. Einige haben einen Fluchthintergrund, andere kommen aus bildungsfernen Familien oder haben keine Eltern, die ihnen zu Hause mit dem Schulstoff helfen können.
Ziel der Lernpatenstunden ist es, dass diese Kinder zusätzliche Unterstützung erhalten, um in der Schule mehr Erfolg zu haben. Dazu kooperiert der Lernpate eng mit der Klassenleitung. Für Gülem und Tom fühlen sich die Lernpatenstunden nicht wie Nachhilfe an. Sie und die Lernpatin verstehen sich prima und freuen sich jede Woche aufeinander. Selbstverständlich ist, dass die Lernpatin die schönste Weihnachtskarte als Dankeschön zum Lernpatenadventskaffee gemalt bekommt!
Mittlerweile packen bereits im 11. Jahr 14 Damen und Herren ehrenamtlich jede Woche im Lernpatenteam der Grundschule Bernau mit an - viele von ihnen schon über viele, viele Jahre. Schulleiterin Petra Henz findet es schön zu sehen, wie die Kinder gestärkt aus den Lernpatenstunden kommen und die Beziehungen der Lernpaten zu den Kindern von Woche zu Woche intensiver werden. Henz weiß aus vielen Gesprächen mit den Lernpaten und Kindern: Es ist eine gegenseitige Bereicherung und das neben einer Förderung für bessere Bildung und bessere Chancen.
Die Kranken- und Bürgerhilfe, vertreten durch F. Thalhammer und C. Fraschke sowie der Sozialfonds, vertreten durch S. Klein und A. Müller, wissen das schon seit Jahren sehr zu schätzen und überreichten allen Lernpaten im Rahmen des traditionell vorweihnachtlichen Lernpatenkaffees an der Grundschule Bernau Präsente für dieses tolle ehrenamtliche Engagement.